Markus Gastl zu Besuch -

seine Sicht auf unseren Hortus

Das Foto ist zwar vom Garteneröffnungsfest 2016 - doch an einem Samstag im Juli 2017 besuchten uns Markus und Gerlinde erneut und darüber schrieb Markus dann folgenden Bericht, den er auch in der Facebook Gruppe veröffentlicht hatte, und den wir Euch natürlich auch hier nicht vorenthalten wollen:

 

Heute führt mich mein Weg ins bayrische Nordschwaben, genauer gesagt zu Heidi und Volker nach Binswangen bei Wertingen in ihren Hortus Aquaveganum. Ich kenne die Beiden schon mehrere Jahre und erinnere mich noch genau daran, wie unglücklich Heidi mir von ihrer 20 m langen Thuja Hecke im vorderen Bereich des Gartens erzählte.

 

Heute, an einem sonnigen Sommertag Ende Juni 2017, stehe ich voller Staunen vor dem im Sommer 2015 neu angelegten Hortus; das Besondere hier ist der Natur-Schwimmteich und der ausgedehnte Magerbereich.

 

Da die Beiden vegan leben setzen sie dies auch konsequent in ihrem Hortus um. Doch dazu später mehr.

 

Die Thujas sind verschwunden und machen jetzt den Blick frei auf die beiden vorderen Pufferzonen mit Blutkirsche, Eibe, Fliederhecke, Kornelkirsche, Aronja, Obstbäumen, Wildrosen und einer großen Wurzel; direkt davor insektenfreundliche Staudenbepflanzung. Hier blüht aktuell Katzenminze, Malve und Lavendel sowie Schnittlauch; durchbrochen von einzelnen weinrot lackierten Jugendstil-Zaunelementen.

 

Dazwischen die gepflasterte Auffahrt; gleichzeitig Eingang in das ca 1000 qm große Hanggelände. Links an der Auffahrt neben dem Namensschild des Hortus, empfängt mich eine tonnenschwere Anlegestelle; die Tochter des Hauses brachte sie als Geschenk vom Hamburger Hafen mit; um gleich zu Beginn auf den überall spürbaren Wasseraspekt im Hortus aufmerksam zu machen. Und tatsächlich, gleich vor dem Hauseingang des zweistöckigen Wohnhauses entdecke ich die erste Wasserstelle; ein Miniteich im Zinkfass, ein ehemaliger Waschtrog aus dem nahegelegenen Dillinger Kloster. Ich drehe mich um und blicke auf die erste Hotspotzone. Zwischen Haus und rechter Pufferzone eine Augenweide von Nachtviole, Natternkopf, zwei Meter hohem Steinklee, Margeriten, Färber Mau und wilder Malve. Aufgeregtes Gezwitscher der im Dach lebenden Spatzenfamilie wechselt sich ab mit dem Summen, Flattern und Brummen der Bienen, Hummeln und Schmetterlinge in flirrender Hitze.

 

Dazwischen eine weitere Besonderheit hier im Hortus: Upgecyclete Hochbeete aus Bade- und Duschwannen, Zinkgefäßen und Eimern dienen jetzt als Pflanzgefäße für Salat, Petersilie, Buschbohnen, Karotten, Erbsen sowie Tomatillos. Ein Hortus im Kleinen....Pufferzone, Hotspot und Ertragszone auf 50 qm im Vorgarten.

 

Ich wende mich nach rechts und gehe vorbei an Nisthilfen für einige hier lebende Wildbienen an der sonnigsten Stelle der Garage. Bedingt durch deren unterschiedliche Lebenszyklen ist gerade Ruhe eingekehrt. Dennoch summt, flattert und brummt es überall.

 

Zwischen Sauerkirsche, Birnenquitte, Apfelbaum, zwei Pfirsichbäumen, Wildrosen und Stauden erstreckt sich die zweite vordere Hotspotzone, mit Pflanzsäcken für Tomaten und Radieschen. Hier an dieser sehr sonnigen Stelle im vorderen Hortus Bereich soll im kommenden Jahr ein ehemaliges Güllefass als Hochbeet umgebaut werden; inmitten von Blüten und Obstbäumen eine weitere Ertragszone.

 

An der rechten Seite des Grundstücks wurde fast die gesamte Humusschicht des ehemaligen Gartens in Form eines langgezogenen Hügelbeets angelegt; Rasen gibt es inzwischen keinen mehr. Außer in den Pufferzonen; zwei Hangbeeten für Kräuter und Beerensträuchern sowie ganz vorne zur Straße hin, gibt es ausschließlich Magerflächen aus grobem und feinem Schotter um langfristig dauerhafte Artenvielfalt zu ermöglichen.

 

Hinter diesem Randhügelbeet entdecke ich in der rechten Pufferzone zum Nachbargarten hin Himbeersträucher, die sich hier als Hecke behaupten werden und die, sollte es nötig sein, so erklärt es mir Heidi, rasch eingekürzt werden können um dem Nachbarn etwaige Arbeiten an seiner Garage zu ermöglichen.

 

Apfelbäume, eine Süßkirsche, Johannisbeersträucher, Gojibeeren, Yaconpflanzen und weitere Stauden wachsen an diesem Standort. Der Mohn ist gerade am Verblühen, ich erahne noch die gesamte rote und pinke Pracht der letzten Wochen.

 

Ein geschwungener Weg voller blühender Schönheiten liegt nun vor mir; entlang der Häuserwand links ein Feigenbaum, ein Birnbaum am Spalier, Brombeeren und selbst gezogener Wein; eine Pyramide als Sonnenfalle für die Feige, fesseln abwechselnd meinen Blick. Das haben Bernhard, der unterstützende Naturgartenfachmann sowie Volker und Heidi wirklich toll hinbekommen. Allein dieser Weg ist eine Augenweide.

 

Jetzt, zu Beginn des Sommers überwiegt am Wegrand das lila des Natternkopfs, das pink der wilden Malve, das gelb der Färberkamille und das aufkommende weiß der wilden Karotte.

 

Rechts sehe ich zwei Weiden sowie weitere Wildrosen; die in einigen Jahren die rechte Pufferzone vervollständigen werden.

 

Oben angekommen weitet sich mein Blick und ich kann mich kaum entscheiden wo ich zuerst hinsehen oder hingehen soll.

 

Ganz links die Haupt-Ertragszone mit beweglichen Kisten-Hochbeeten; sie erinnern mich an Urban Gardening; daneben die vorbereitete Fläche fürs demnächst zu errichtende Gewächshaus; diese Fläche endet mit einem gemulchten Kräuter- und Erdbeerbeet, direkt am blau gestrichenen Gartenhaus. Im Zentrum der Schwimmteich als weiteres Naturmodul.

 

Auf der anderen Seite rechts fällt mein Blick in die üppig blühende Hot-Hotspotzone, wie Heidi sie nennt; da hier tonnenweise Steinbruch und Marmorreste eines Steinmetzes aus Gundelfingen als Drainage verarbeitet sind und hier damit der absolut magerste Bereich des Gartens ist.

 

Ich kann nicht widerstehen und da ich die Badehose dabei habe, steht einem kurzen Bad nichts im Weg. Die Erfrischung ist einfach herrlich und ich tauche ein inmitten von Froschgequake, Summen der Bienen, einzelner Hummeln und Libellen und genieße den unerwarteten Blick in ein Stück Paradies.

 

Dieser Teich ist ein Naturteich mit zwei Zonen; einem Schwimmbereich und einem Filterbereich; mittig ein inzwischen bewachsener Steg und der darin eingebauten Pumptechnik; Volkers Reich. In ca. 80 kubik Wasser tummeln sich zwischenzeitlich so einige Pflanzen und Tiere. Innerhalb kürzester Zeit fanden Wasserfrösche, Erdkröten, Rückenschwimmer, Wasserschnecken, verschiedene Libellenarten, Bergmolche, Wasserskorpione und seit Neuestem sogar ein Grasfrosch den Weg hierher, in und an den Teich. Rauchschwalben kommen früh morgens und abends zum Trinken, erzählen die Beiden und wehe da sind Menschen im Wasser! Das passt den Gefiederten überhaupt nicht.

 

Umgeben ist er von einer wärmespeichernden Natursteinmauer, sozusagen einer riesigen Sonnenfalle, die nach oben hin und zur Seite den Blick öffnet zu weiteren Hotspotbereichen und der hinteren Pufferzone mit drei großen alten Holundersträuchern, einer Benjeshecke und Holzpaletten- Nisthilfe als Naturmodule, einem Haselnussstrauch, Weiden, einem Brombeerstrauch, einer Himbeerhecke und Kornelkirsche, Wildrosen, einem großen Beinwell und weiteren Stauden.

 

Wieder raus aus dem Wasser verweile ich inzwischen im Bereich der Ertragszone, höre ein leises Brummen und beobachte eine blauschwarze Holzbiene wie sie am Woll-Ziest gegen die nachbarschaftlichen Honigbienen kämpft; nach einigen Sekunden futtern alle Tiere zufrieden am gedeckten Tisch und der Zoff ist vergessen.

 

So und jetzt will ich es genauer wissen was es mit dem bioveganen Gärtnern auf sich hat. „Ganz einfach“, erklären mir Heidi und Volker; es werden im gesamten Garten keinerlei tierische Dünger oder tierische Hilfsstoffe verwendet. Gedüngt wird mit Effektiven Mikroorganismen (EM), Brennessel- oder Beinwelljauche. Die Erde selbst wird angereichert mit selbsthergestelltem Bokashi (mit EM fermentierte pflanzliche Speise- und Gemüse-Obstreste), Gartenkompost, Urgesteinsmehl und bis zu 8mm großem Pflanzenkohlenstaub. Aufgrund seiner porösen Struktur nimmt Pflanzenkohle positive Mikroorganismen effizient auf und so entsteht langfristig hervorragende Pflanzerde, ohne Torf und tierische Bestandteile. Und natürlich wird gemulcht mit all dem was eingekürzt oder mit der Sense gemäht wird.

 

Die Prinzipien der Permakultur: Nichts verlässt den Garten und fließt ein in den Kreislauf des hortanen Jahres, erlebe ich hier live. Das Gemüse in Mischkultur angepflanzt, wächst und gedeiht; die Pflanzen sind kraftvoll und versprechen reiche Ernte. Besonders beeindruckend sind die inzwischen über zwei Meter hohen, aus Raritäten selbst von Volker gezogenen Tomatenpflanzen, auf dem überdachten Pflanzbalkon hinter dem Wintergarten.

 

Meine Schritte führen mich jetzt weiter zum Oasenplatz oberhalb des Schwimmteichs unter die ca. 30 Jahre alte Weißbuche, die wohl bisher sämtliches Gärtnern an diesem Fleck Erde beobachtet und erlebt hat. Was sie wohl für Geschichten erzählen könnte?

 

Hier, neben dem Gartenhaus, mit Blick über die Hot-Hotspotzone und den Schwimmteich ist im Hochsommer für Schatten gesorgt und Sonnenliegen sowie bequeme Sitzgelegenheiten laden mich ein, selbstgemachte Zitronen-Rosmarinlimo zu genießen und mich gemeinsam mit Heidi und Volker zurück zu erinnern an die Zeit vor 3 Jahren; an diesen gewaltigen Umbau des bis dato von den Vorbesitzern eher konservativ begärtnerten Rasenhanggrundstücks, in dieses Paradies für Menschen und Tiere.